Roulette-Xperts Ernst Fiege * S A T I R E *

In 2004 habe ich (Roulette-Xperts Ernst Fiege) aus Langeweile eine Roulette-Satire geschrieben.

"So in etwa würde ich spielen, wenn ich die Roulette-Permanenzen eines ganzen Jahres,
für alle Casinos und Spielbanken im Voraus wüsste?

BITTE BEACHTEN: Dies ist lediglich eine SATIRE, denn... NIEMAND kennt Roulettezahlen im Voraus !

1. Tag

 

Besuch in meiner Haus-Spielbank Kassel-Wilhelshöhe

 

Gegen 21:00 Uhr verlasse ich mein Haus, bewaffnet mit meinem Permanenzzettel für diesen Tag, Ausweis und 1.000,00 Euro.

Am Empfang lege ich meine silberne Ehrenkarte vor und bekomme freien Zutritt und auch einen Getränkegutschein dazu. Gemütlich schlendere ich zur Bar und nicke dem Barmann kurz zu. „Wie immer?“ fragt er abwesend. Ich nicke und überschaue das Geschehen in meinem Revier. „Wenig los heute“, sage ich, als er mir meinen Cappuccino bringt. „Ja, na vielleicht wird’s noch.“ antwortet er und wünscht mir viel Glück. "Danke Wolfgang".
Ich weiß: "Glück brauche ich heute nicht". Mein Vorteil befindet sich heute in meiner Jackettinnentasche. Die Permanenzen des heutigen Abends

Ich verfolge den Permanenzverlauf an Tisch 1 und wundere mich nicht über die bereits gefallenen Zahlen, ich kenne sie ja bereits

Mit einem wie immer freundlichen „Guten Abend“ stelle ich mich an Tisch 1, ziehe einen 500 Euro Schein aus der Hosentasche und lege ihn auf das Tableau: „A Louis bitte!“ Der Tischcroupier fragt vorsichtig nach: „A Louis der Herr?“ „Ja bitte“ und er schiebt eine Stick Jetons zu mir und zählt kurz vor: „200, 400, 20, 40, 60, 80, 500 a Louis gewechselt, bitte sehr!“. Ich bedanke mich mit einem Nicken, man kennt mich hier als wortkarg. 

Der Saalchef schaut gelangweilt, ist aber wie immer auf mein Spiel gespannt.
Ich setze irgendwas, alles was mir gerade einfällt, Transversale Plein, Carré, Plein, Dutzend, Kolonne. Mal gewinne ich, meistens verliere ich. Sichtlich nervös ziehe ich mein Taschentuch aus der Hose und schnäuze mich. Mein Spiel dauert nicht lange und ich habe keine Jetons mehr. Zeit für einen obligatorischen Toilettenbesuch, der heute zu meiner Show gehört. 

Zurück an den Tisch und rechtzeitig zum Handwechsel poltere ich los: „Hoffentlich bringen Sie mir mehr Glück als ihr Kollege!“. „Mein Herr, ich gebe mir die größte Mühe!“ antwortet der neue Croupier. „Das will ich hoffen“ und lege meinen letzten 500 Euro-Schein auf den Tisch: „A 50 bitte!“. Kurz vorgezählt schiebt der Croupier meine 10 Jetons zu mir. Ich schaue den ersten drei Coups nur zu. Der Croupier versucht, mich zum Spiel zu animieren: “Bitte das Spiel zu machen.“. Ich weiß, es kommt die „9“ und annonciere dennoch die „Grosse Serie“ a 50. „So ein Mist“ zische ich Oskarverdächtig, als die Kugel in der „9“ landet. Ich bekomme ein emotionsloses „Schade“ zu hören, „Du kannst mich mal mit deinem ‚Schade’.“ denke ich.

Den letzten 50er Jeton wechsle ich nun in Zweier-Jetons um und spiele unmotiviert und wie ein echter Verlierer irgendwelche Kolonnenspiele. Erwartungsgemäß verliere ich und in meiner Hand halte ich nur noch drei Jetons. Ich zahle beim Barmann meinen Cappuccino mit zwei Jetons. „Das ist mein Glücksjeton, der letzte meiner 1.000,- Euro“ verkünde ich lauthals am Tisch und lege ihn auf die „29“. Der neue Croupier kennt mich nicht und schaut mich mitleidig an, schon oft hat er solche Schauspiele in seiner Karriere erlebt und er erwartet, dass ich kurz darauf wie ein begossener Pudel das Casino verlassen werde. Er dreht an, wirft die Kugel ein und die Kugel beginnt ihren Lauf. Wie der Croupier es erwartet, wende ich mich vom Geschehen am Tisch ab und blicke gebetsartig zur Decke. Ich spiele mein Spiel, hier ist meine Bühne.

Die Kugel beginnt zu klackern, kollidiert mit einer Raute und fällt in die „3“. Sie hat aber Schwung und springt aus dem Fach und landet wenige Fächer weiter in der „29“. Ich sehe es dem Croupier an „Noch mal Glück gehabt“ denkt er. Nein mein Freund, es war kein Glück. 

Der Croupier zahlt die unteren Chancen aus und schiebt mir 35 Jetons zu: „Ein Plein a Zwo, 35 Stücke, 70“. „Einsatz für Sie und bitte alles a Fünf“ ist meine Antwort. Ich bekomme 14 Stücke a Fünf und setze die „Kleine Serie“ doppelt und zwei Stücke auf Transversale Plein „10-11-12“, denn ich weiß, es fällt die 11. Der Saalchef ist mit meinem Satz nicht einverstanden, ich sehe es ihm an, aber ich spiele mein Spiel mit der Bank. Es fällt die „11“ und ich bin mit 280 Euro Gewinn dabei. Ich tue überrascht und gebe großzügig zwei Stücke Trinkgeld, auch Tronc genannt, bemerke aber am Tisch, dass ich noch ziemlich weit hinten liege.

Jetzt sollte die „21“ kommen und ich annonciere: “Finale 1 a 10 bitte“. Meine Annonce wird wiederholt und der Croupier legt jeweils zwei Stücke auf die „1“, „11“, „21“ und die „31“. Die Kugel rollt und landet schließlich mit einem satten Klack in der „21“. Ich bekomme meinen Gewinn (Auszahlungsquote) vorgezählt: „Ein Plein a 10, 35 Stücke, 350.“ Ich gebe ein Gewinnstück in den Tronc und lasse mir alle bisherigen Gewinne in Louis wechseln. „Jetzt brauch ich ne Pause.“ bemerke ich am Tisch, und schlendere zurück an die Bar.

Geduldig warte ich ab, bis der andere Neu-Croupier wieder seine Schicht hat, bei dem ich mit meinem Spiel begann.

Gegen 23:00 Uhr ist es soweit – Handwechsel.

Ich werfe einen kurzen Blick auf meinen Permanenzzettel und wechsele an den Tisch. Der Croupier erkennt mich und erwartet meinen Einsatz. Ich weiß, er wirft nun meine Lieblingszahl und Zweitfrau die herrliche „23“. Ich lege vier Louis auf die 23 und ergänze die umliegenden vier Chevals mit jeweils sechs Louis-Stücke. Am Tisch regt sich erste Aufmerksamkeit, so hoch wird hier normalerweise nicht gesetzt. Der Croupier dreht langsam den Kessel und wirft die Kugel ein. Irgendwie rattert die Kugel seltsam, sie läuft nicht rund und stabilisiert sich erst gegen Ende ihres Laufes. Die Kugel hat unterwegs soviel Energie verloren, dass sie fast senkrecht in den Kessel hineinstürzt. „23, Rot, Impair, Passe“ verkündet der Croupier und freut sich auf ein sattes Trinkgeld. Er zahlt die Einfachen Chancen aus, die Drittelchancen werden bezahlt und dann bin ich an der Reihe: „Ein Plein a 80, vier Cheval a 120, 10.960, alles groß der Herr?“. „300 auf die 37.“, antworte ich und ein lakaienhafter Dank erreicht mich.

Ich habe die Situation im Griff und weiß, Doppelschlag auf die „23“. Ich lasse den Croupier auf Maximum erhöhen: „Zweihundert auf die „23“ und jeweils Vierhundert auf die Cheval „22/23“, „23/24“, „20/23“ und „23/26“.“ Der Croupier blickt fragend zum Saalchef und der presst heraus: „Na dann machen Sie das mal“. Fasziniert wie eigentlich auch sonst immer, schauen die übrigen Gäste auf den Tisch, und ein Stamm-Nachspieler fasst sich wie immer schweißgebadet den Mut, und spielt a 2 auf die „Kleine Serie“.

Der Croupier dreht an und wirft ungewöhnlich scharf die Kugel ein. Nach fast unendlich langen zwanzig Runden senkt sich die Kugel in Richtung Kessel, springt über den Zahlenkranz hinweg und legt noch mal fast zwei Runden auf dem Teller zurück. Die Kugel entschließt sich, im Fach mit der Nummer „23“ ihren Lauf zu beenden. Bingo!!
Ich verzichte auf die erforderliche Nachlage und lasse den Finanzbeamten meinen Gewinn in Höhe von 34.200,- Euro ordentlich protokollieren. Die Einsätze gebe ich als Trinkgeld, immerhin 1.800,- Euro gab es für die Angestellten. Zum Schluss schnappe ich mir vier Platten und verkünde dem Croupier: “Jetzt gebe ich Ihnen die Chance, sich einen Teil des Geldes zurückzuholen.“ Er dreht an und ich lege zwei Platten auf Impair und zwei Platten auf Manque aus.

Es fällt die „1“, ich ziehe meinen Gewinn (Auszahlungsquote) und den Einsatz ab und verlasse den Spieltisch in Richtung Kasse. 2.000,- Euro lasse ich mir auszahlen und den Rest auf mein Konto überweisen.

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2. Tag

 

Abstecher zur Spielbank Hannover

 

Ich habe herrlich geschlafen und mir ein ausgedehntes Frühstück gegönnt. Nun wird es Zeit, meiner Frau zu verklickern, dass ich das nächste Jahr nur noch gelegentlich mal arbeiten werde. Sie fand meine Idee nicht so toll und würde es sich überlegen ob sie da mitspielt. Ich überlege natürlich auch, aber in einem Jahr ist meine Gewinnerkarriere vorbei und warum soll ich mir eine Chance selber verbauen? Zudem bin ich hin und hergerissen, warum nicht einfach jeden Tag ein anderes Casino besuchen und das Maximale rausholen, frage ich mich. Nein, das würde mir keine Freude bereiten, denn ich möchte ja MIT dem Casino spielen und nicht nur IM Casino. Außerdem, mein Spiel wäre durchschaubar und warum sollte ich auch im Gegensatz zu meinem persönlichen Spiel, so lange Zeit in einem Casino verbringen müssen?. Die Gewinne unterhalb der Schmerzgrenze einer Spielbank sind mein Ziel und mein Spielergebnis muss zufällig aussehen. Meine Maximum-Abschiedstour kann ich immer noch durchziehen. 

Gedacht – getan und eingestiegen ins Auto geht es über die BAB 7 nach Hannover. Nach knappen zwei Stunden erreiche ich mein Ziel. Auch heute bin ich präpariert mit meinem Schummelzettel. 
Die Permanenzen auswendig lernen, das wäre mir zu aufwändig. 

Aha, heute werden drei Tische geöffnet, gut so. Im Treppenaufgang in die erste Etage der Spielbank Hannover umgibt mich ein Gefühl unendlicher Leichtigkeit. 
Es ist früher Abend und dennoch erwartet mich ein emsiges Treiben in der Spielbank. Ich frage mich, in welche Rolle schlüpfe ich heute? 
Will ich ein Sputnik sein, der augenscheinlich gehetzt zwischen den Spieltischen pendelt, oder gebe ich mich als Permanenztüftler aus, der umfangreiche Berechnungen anstellt, um sich dann für eine Einfache Chance zu entscheiden?

Vieles ist denkbar und um mir die Entscheidung zu erleichtern, suche ich das Rondell-Café am Kopfende des Saales auf und bestelle mir ein eiskalte Coke ohne Eis und Zitrone. 

Ich habe mich entschieden, am Empfang gab es Glücksjetons die ich jedoch nur auf Plein verspielen darf. Ich nähere mich dem ersten Tisch und warte, bis der Croupier abwirft. 
Kurz nach der Absage platziere ich meinen Glücksjeton auf die „34“. 
Der Tischchef entgegnet mir freundlich aber bestimmt: „Bitte nicht so spät setzen der Herr!“ 
Ich gucke unschuldig, als ob ich ihn nicht verstanden hätte und wende mich einem anderen Tisch zu. 
Natürlich fällt die „34“ und ich strecke meinen Hals in Richtung meines Glücksjetons. Als ich meinen Gewinn entgegennehme, entschuldige ich mich noch mal: „Zwei Stücke für Sie und es tut mir leid, aber meine Intuition für diesen Satz hatte ich erst sehr spät.“ 
Zufrieden nickt der Tischchef und ich trolle mich.

Am BlackJack-Tisch schaue ich den anderen Spielern zu und checke meinen Permanenzzettel. 
Ah bei Tisch 3 läuft jetzt eine längere Schwarz-Serie, es wird Zeit für ein zünftiges Paroli-Spiel. 
Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, meinen Jeton zu platzieren. „11, Schwarz, Impair, Manque.“ Verkündet der Croupier und bezahlt mich. 
Ich lasse stehen und nehme auf einem der Hocker platz, die ein wenig entfernt vom Tisch stehen. 
Nachdem noch sechsmal Schwarz kam, blickt sich der Tischchef um, als suche er den Besitzer des Jetonstapels. „Na freundlich sind sie zumindest hier, machen sich Sorgen um die Gewinne des Spielers!“ denke ich, aber ich weiß auch, dass der Croupier noch viermal Schwarz treffen wird. 

Ich genieße das Schauspiel und es kommt die „29“ und danach die „28“. 
Der Croupier läutet nach dem Saalchef und deutet auf meinen Jetonstapel, mittlerweile liegen hier Jetons im Wert von 2.560,- Euro. 
Der Saalchef winkt ab und lässt abdrehen, es kommt die „24“. 
Nun befiehlt der Saalchef einen Handwechsel. Innerlich grinsend verfolge ich das Schauspiel und überlege, ob ich nicht noch zusätzlich Plein a Maximum belegen sollte, verwerfe aber den Gedanken. Schließlich bin ich gerade in die Rolle eines EC-Spielers geschlüpft. 

Auch der neue Croupier muss die „35“ drehen, so steht es auf meinem Permanenzzettel. Der Croupier dreht an und verfolgt nach seiner Absage den Kugelverlauf. Eigentlich darf er das nicht, denke ich mir, denn schließlich muss er das Tableau überwachen und unzulässige Sätze abwehren. 
Klack, klackklackklackklack, „35“ zeigt die Permanenzanzeige an. 

Jetzt stehe ich auf, denn nun muss ich reagieren. 
Nicht nur, weil jetzt die Schwarz-Serie abreißen wird, nein, auch weil ich das Tischmaximum auf EC erreicht habe. Ich ziehe meinen Gewinn ab und beobachte nur noch, wie andere Spieler Schwarz mit ihren Einsätzen zupflastern. 
Ich weiß es besser, es kommt nämlich die „7“. 

Der Croupier wechselt die Drehrichtung und wirft die Kugel ein. Nach einer Kugelrunde platziere ich eine 5.000,- Platte auf Rot. Sofort setzt Tumult am Tisch ein, alle wollen ihre Schwarz-Einsätze nun auf das rote Feld verschieben. 
Ich achte nur auf meine Platte, man weiß ja nie. 
Der Croupier sagt ab und ich sehe den Leuten um mich herum die Angst an, ob sie wohl verlieren. „7, Rot, Impair, Manque, nichts aus den Annoncen“ fast betonungslos sagt der Croupier die gefallene Zahl an. 
„Rot bezahlt“ ist mein Pausensignal und ich begebe mich zum Rondell und bestelle einen Haussalat, schließlich geht der ja aufs Haus. Frech grinse ich in mich hinein.

Mit einem erfolgreichen EC-Spiel hat meine Spielweise gar nichts gemein. Ein starres Spiel auf nur eine Chance wird niemals ein erfolgreiches Systemspiel. 
Ich werde nach meiner Bestellung auf mein System angesprochen und muss mir mein Lachen verkneifen. Da ich schon jahrelang in den einschlägigen Internetforen unterwegs bin, fallen mir passende Begründungen schon ein, mir die Fantasten vom Hals zu halten: „Die Schwarz-Serie war fällig, schauen Sie sich doch bitte mal den Vorlauf an, verstehen Sie etwas von Sigma-Grenzen? Nein? 
Informieren Sie sich doch bitte, es hilft ehrlich! ich kann Ihnen mein Spiel nicht erklären, aber es beruht auf Spiegelungen und all so was. 
Die Wahrheit sieht anders aus, aber die Leute wollen genau das von mir hören. 
Einem pathologischen Spieler kannst du nicht helfen, denke ich mir. 
Außerdem muss ich an meine Fassade denken. 

An diesem Abend setze ich nur noch dreimal, wenn auch in entsprechender Stückgröße. Irgendwann nervt der Tross der Nachspieler nur und ich mache mich auf den Heimweg. 

30.000,- Euro sind genug Gage für meine schauspielerische Leistung. Höhere Gagen gibt es in größeren Häusern tröste ich mich, trete das Gaspedal durch und gleite in Richtung Heimat. 


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3. Tag

 

Der Black-Jack-Crack in der Spielbank Bad Homburg

 

Über Nacht hatte ich eine Idee, die mich auch tagsüber beim Angeln nicht mehr losgelassen hat und so bereite mich auf meinen Auftritt vor und nehme heute den Permanenzzettel für die Spielbank Bad Homburg mit. Meinen V8 Audi muss ich allerdings noch voll tanken, die Vollgasorgie gestern Nacht auf meinem Heimweg hat Spuren im Tank hinterlassen. 
Kurz noch das Navigationsgerät auf den mein Ziel eingestellt, im Autoradio einen Musiksender ohne Werbeunterbrechung gesucht und die Klimaautomatic auf eine angenehme Temperatur eingestellt. Es regnet leicht, aber ich komme gut voran, denn der Wagen liegt gut auf der Straße. Autofahren entspannt mich ungemein und wie jeder Künstler benötige auch ich eine Konzentrationsphase vor meinem Akt.

In Bad Homburg angekommen, mache ich einen Abstecher in die Katakomben der Spielbank. Man ist das bedrückend denke ich beim Anblick des Automatenspielsaals und ab geht zum offenen Spiel in den Spielsaal. Meine Rolle ist mir klar und ich bitte den Saalchef, den BlackJack-Tisch für mich zu öffnen. Am Tisch wechsele ich 1000,- Euro gegen Jetons in 50er Stückgröße und beginne mein Spiel. 

Die Basisstrategie ist mir nicht unbekannt und doch wogt das Spiel hin und her. Ich komme in eine längere Verlustphase, aber ich werde nicht unruhig. Genau diesen Moment habe ich einkalkuliert. Nur noch zwei Jetons vor mir liegend, sage ich: „Einen Moment, ich muss mir neues Kapital besorgen.“ 
Der Croupier grinst mich an, stellt aber dennoch ein Reservierungsschild auf meinen Platz und ich wechsele an den Roulettetisch. 

Ein kurzer Blick genügt mir und ich weiß, es kommt die „2“. Schnell lege ich zwei 500,- Euro Scheine auf das erste Dutzend. „Scheine spielen erstes Dutzend!“ sagt der Croupier pflichtgemäß an, überprüft das Geld auf Echtheit und wechselt es ein. Danach legt er den 1000er Jeton auf das Tableau. Ich denke mir: „Du musst gleich noch zwei Platten drauflegen!“ und bestimmungsgemäß fällt die Kugel in das Fach mit der schwarzen „2“. 
Ich nehme Einsatz und Gewinn und wechsele zum BlackJack-Tisch zurück. „Da bin ich wieder!“ erkläre ich freudestrahlend und wechsele 1000,- Euro in eine kleinere Stückgröße
Mein Blackjack-Spiel geht weiter. 

Kurze Zeit später setze ich eine konzentrierte Miene auf und springe vom BlackJack-Tisch auf. Zügig begebe ich mich an Roulettetisch 2, schaue auf mein kleines Geheimnis, um schließlich 500,- Euro auf die Transversale Plein 19/20/21 zu setzen. „19, Rot, Impair, Passe, Zwei Stück aus der großen Serie, keine weiteren Annoncen!“ die Antwort des Croupiers schien auswendig gelernt. 
Schließlich bemerkt er meinen Einsatz und zieht kurz die Augenbrauen hoch. Für einen echten Croupier ist das schon ein überschwänglicher Anfall von Emotionen. 
Er bezahlt mich und ich gehe zurück an meinen Platz am BlackJack-Tisch. 
Dort angekommen meinte ich nur: „Intuition, eigentlich bin ich BlackJack-Spieler.“ „Vielleicht sollte der Herr doch lieber Roulette spielen.“ frotzelt der Croupier. ‚Du kannst mich mal, ich spiele nur Roulette’ denke ich mir, aber meine Rolle gefällt mir. 

Jetzt erhöhe ich auf 200er Stückgröße beim BlackJack und wie es der Zufall will, gerate ich in eine Gewinnserie. Oft lasse ich Einsatz und Gewinn stehen und spiele Paroli. Ob ich beim BlackJack verliere, ist mir egal. Ich gewinne woanders ganz sicher. Aber der BlackJack-Gott ist sehr gnädig. 
Streng nach Basisstrategie mache ich einen ordentlichen Schnitt. Es gesellen sich andere Spieler an den Tisch und für mich ist es Zeit, eine Pause zu machen. 
Ich gönne mir einen leckeren Snack, nämlich Caesar Salad Classic mit gebratenen Riesengarnelen. 

Mir fällt ein junger Mann auf, der für jeden Folge-Coup auf der ersten Kolonne sein Glück versucht. Er sitzt am Kopfende des Tisches. Vor ihm ein Notizzettel kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Noch während die Kugel ihre Runden dreht, liest er vom Zettel ab, welchen Jetonwert er für den nächsten Coup braucht und legt diesen Stapel schon einmal bereit. Ich fühle mich in meine Anfangszeit in 1996 zurückversetzt, als ich für meine praktischen Roulette Forschungen, einzig zum Beobachten der Spieler die Spielbank in Kassel besuchte und schaue ihm ein wenig zu. 

Ich weiß, er wird noch ein wenig gewinnen, das kann ich an meinem Permanenzzettel abschätzen, denn die erste Kolonne wird in den nächsten Coups noch so oft erscheinen, dass er nicht an das Tischmaximum gerät. Vorausgesetzt natürlich dass er überhaupt so Kapitalstark ist um es bis dahin zu schaffen. Er wird bald in eine Serie der 2. und 3. Kolonne kommen und er wird zu 97,3% dagegen setzen.
97,3% der Spieler machen immer die selben Fehler. So erklärt sich, dass bei einer Gewinnchance von 97,3% dennoch 97,3% der Spieler verlieren.

Der Kollege am Tisch hier wird womöglich auch alles verlieren, seine Gewinne und sein Spielkapital. Hoffnungslos mit Händen in den Taschen wird er dann irgendwo abseits stehen.
Ich weiß, wie sich solche Spieler fühlen. Ich habe sie in 1996 nicht nur gesehen. Ich habe auch mit ihnen gesprochen um hier im praktischen Bereich meine theoretischen Erfahrungen zu sammeln. 

Vorgenannter Spieler wird nicht sofort nach Hause gehen, denn das würde zu sehr nach Niederlage aussehen. Nein er wird vermutlich einen günstigen Moment abwarten und schleichst sich dann irgendwann aus der Spielbank. 

Ich setze mich neben ihn an den Tisch als er in der Gegenserie gerade seine letzten beiden Jetons auf die 1. Kolonne platzieren will. „ Setz einen davon mal auf die 36. Gewinnst Du, bist Du wieder 35 Stücke vorne. Verlierst Du gebe ich Dir das verlorene Stück wieder. Jeden tag eine gute Tat und ich habe heute Geburtstag“ sage ich zu ihm.
Sein Gesicht werde ich nicht so schnell vergessen, wie ferngesteuert steht er auf und setzt schließlich den Jeton auf die „36“, anschließend schleicht er zum Kessel und schaut der Kugel bei ihrem Lauf zu. 
Ich weiß, was kommt, nämlich die „36“. 

Der Croupier macht seine Ansage: „36, Rot, Pair, Passe, ein Stück Plein, zwei Stücke aus der kleinen Serie, ein Stück aus (Nebenbnnummen) 27-Zwo-Zwo. Keine weiteren Annoncen“. Ungläubig kommt der junge Mann mit seinem Gewinn auf mich zu.
„Ich darf das wirklich behalten?“ und ich antworte: „Ja, aber nur, wenn du diesen Blödsinn mit Deinem systematischen Spiel auf der ersten Kolonne lässt. Dauerhaft mit einem sturen System auf kleine Gewinnchancen zu spielen ist aussichtslos. In Deinem speziellen Fall deckst Du mit 1.Kolonne lediglich 32,4% der im Kessel befindlichen Zahlen ab.“ Er fragt mich nach meinem System und ich muss ihm antworten, dass ich kein System habe. Ich gebe ihm den Tipp im Internet meine Homepage zu lesen und hoffe, dass er danach das Spielen lässt oder zumindest überdenkt.

Zeit für die nächste Runde BlackJack und ich kämpfe mich zum Tisch. 
Alle Plätze sind besetzt und so muss ich aus der zweiten Reihe mitspielen. Ich frage laut, wer hier am Tisch nach Basisstrategie spielt und ob derjenige ein Problem damit hätte, wenn ich seine Box mitspiele. 
Ein Mann in meinem Alter nickt mir kurz zu und unser Pakt ist geschlossen. 
Es kommt mir sehr entgegen, dass ich aus der zweiten Reihe spiele, denn so kann ich mich geräuscharm zu meinen Roulettetischen gehen und dort meine Gewinne abholen. 

Ich spiele klein, mal 1.000,- auf Dutzend, mal je 1.500,- auf zwei Kolonnen, mal ein Transversalenspiel a 500. 
Regelmäßig kehre ich an den BlackJack-Tisch zurück, wo ich für Außenstehende erkennbar die meiste Zeit verbringe. 

Den Abend beende ich schließlich mit einem Gewinn von knapp 50.000 Euro. An der Kasse bemerke ich, dass es heute sehr gut bis ausgezeichnet gelaufen ist und hinterlege meine Bankverbindung, weil ich mit soviel Geld nur ungern unterwegs bin. Auf der Autobahn muss ich mich zwingen, ruhig zu bleiben. Gedanken schießen mir durch den Kopf, freut es mich doch einem Spieler brauchbare gute Tipps gegeben zu haben. Dennoch bin ich heute beim Beobachten anderer Spieler stellenweise auch ganz schön gierig geworden.
Wenn man wie ich gerade die Zahlen im Voraus kennt, ertappt man sich dabei mal so richtig abräumen zu wollen. Wo bleibt meine Konzentration? Lass ich mich etwa ablenken? 
Ich verordne mir einen Tag Gewinnpause.

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4. Tag

 

Der Kaiser von Aachen

 

Es ist Freitag und wir packen unsere Taschen für einige Tage NRW. 
Meine Frau hat einen Besuch bei Freunden im Ruhrpott vereinbart/beschlossen. 
Eine nette Familie die wir auf unserer letzten Camper-Tour in den Schweizer Bergen kannengelernt haben. Das passt, denke ich mir und gleich drei Spielbanken im Einzugsgebiet. 
Ich packe mir vorsichtshalber nicht nur die Permanenzen für Hohensyburg, Aachen und Bad Neuenahr ein, nein auch noch für Duisburg.
Ich freue mich schon auf meine Spiele, doch im eigentlichen Sinne spiele ich ja nicht nach meinen Regeln, denn ich kenne bereits die Zahlen des Abends.
Weil nur 15 KM entfernt, habe ich mich als erstes für Bad Neuenahr entschieden. 

Ich schaue mich ein wenig um und schnappe mir mein Permanenzblatt der Spielbank Bad Neuenahr zum Mitschreiben.
Ich tue so, als ob ich die gefallenen Zahlen notiere, in welche Richtung die Kugel geworfen wurde und welche Wurfweite sich ergibt.
In der letzten Spalte notiere ich irgendwelche Besonderheiten. 

Anhand meiner Vorbereitung weiß ich, wann der Croupier besonders gleichmäßig wirft und identische Wurfweiten produziert. 
Tischnachbarn interessiert natürlich was ich da für hochintelligent Berechnungen anstelle, aber ich weiß ja welche Zahlen kommen und damit auch meine Gelegenheit mich in unverdienter Hochachtung zu aalen.

5/8/28/7/36/27/9/14 sind die kommenden Zahlen. Nach der „28“ steige ich ein und annonciere: „7 ZwoZwo a 50 bitte.“ 
Der Croupier wiederholt brav meine Ansage und weil noch genug Zeit ist, setzt er die Stücke aus. Am Tisch ist nicht viel los und auch sonst habe ich den Eindruck, meine Stückgröße für Pleinsätze ist nicht selten. 
Gut so, das kommt mir entgegen. 

Erwartungsgemäß kassiere ich für meinen Treffer einen Gewinn in Höhe von 1.750,- Euro, das Einsatzstück bekommen die Angestellten als Trinkgeld
Der Croupier wartet kurz auf meine Ansage, ich schaue ihm tief in die Augen und frage ihn, ob er nicht eine Idee hätte
Die Standardantwort auf diese Frage kennt jeder Spieler und so entgegne ich: „ Na wenn Sie schon keine Idee haben, dann habe ich auch keine!“.

Ich warte ab, bis er die „36“ wirft, um danach gleich die „13“ und ihre beiden Nebennummern mit 200,- zu belegen. Diesmal setze ich selber aus. 
Der Croupier dreht ab und wirft die Kugel ein, wie ich es schon unzählige Male gesehen habe. Es herrscht Ruhe am Tisch und die Absage nehmen alle gelassen entgegen. Auch nach der Absage werden Einsätze zumindest geduldet, nur sollte es der ältere Herr im hellen Sakko nicht übertreiben, denke ich mir.

„27, Rot, Impair, Passe, drei Stücke aus der Kleinen Serie. Keine weiteren Annoncen.“, der Croupier scheint mit seinem Wurf zufrieden zu sein. Ich bekomme 7.000,- Euro in Jetons ausgezahlt und jetzt werden auch die Zocker auf mich aufmerksam.
„Wahnsinn!“ höre ich von rechts, „Wie machen Sie das nur?“ Und ich antworte ihm ausweichend: „Schau mal auf die Permanenz!“ 
Was ich damit meinen würde, schließlich versteht ein Zocker nicht sehr viel vom Spiel. 

Ich erkläre ihm, dass ich auf Wurfweitenwiederholung spiele. 
Die „8“ liegt in der Nähe der „5“, die „7“ liegt gleich neben der „28“ und wie die „36“ und die „27“ zueinander stehen, wird er schon selber herausfinden.
„Und was ist mit den anderen Zahlen?“ fragt der Zocker? 
Ich sage zu ihm: „Das funktioniert nur, wenn der Croupier in Uhrzeigersinn dreht. „Aha“ bekomme ich zur Antwort, so ganz verstanden hat er mich nicht.

Nun landet die Kugel in der „9“ und ich frage den Zocker, was er denn nun spielen würde. Er meint: „Mit absoluter Sicherheit die 9 und die anderen Zahlen um die 9.“ Ich nicke, setze und gewinne.
„Es reicht,“ sage ich zum verdutzten Zocker, der vor lauter Angst vor sich selbst nicht einmal auf seine selbst getippte Zahl gesetzt hatte. Er stellt sich als Automatenaufsteller J.Blum vor. Für was das J, steht weiß er nicht mehr weil er vergesslich ist wie er sagt. Damit er hier flüssig bleiben kann, hat er sich zur Sicherheit "jblum4802" auf einen 2er Jeton geritzt und den habe er sicher in der Arschtasche verstaut.
Er sagt dass wäre seine eiserne Reserve und das letzte Stück was er setzt, bevor er im Eingangsbereich am Geldautomat noch einmal 20€ zieht. 

Weil er eben vergesslich ist steht auf dem letzten Jeton sein PIN für die Bankkarte. Damit er sicher sein kann dass es auch sein PIN ist, hat er zusätzlich seinen Namen dazu geschrieben, denn man kann ja nie wissen ob nicht irgendein Gast ihm einen Jeton untergejubelt hat.
Im Casino laufen nur Verbrecher rum sagt er. Ich lade ihm zum essen ein „vielleicht spielen wir nachher noch mal.“ Vergnügt verlassen wir den Saal.

Für diesen Abend hatte ich mir mehrere Permanenzabschnitte herausgesucht, wo ich mit einem Wurfweitenmodell gewonnen hätte. 
Einmal hab ich sogar besonders hoch gesetzt und absichtlich verloren. Warum nicht Automaten-Blume mal zeigen, dass so etwas nicht immer funktioniert. 

Bad Neuenahr strahlt eine gewisse Sattheit aus, alles sehr prunkvoll eingerichtet um die unerfahrenen Spieler zu blenden. Ich habe mir erlaubt, mir diesen Abend mit 75.000,- vergüten zu lassen.
Blum traute sich nicht mehr zu setzen. Das ist gut so, 
denn ich will keinen zum Spielen verführen.

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5. Tag

 

Der Kaiser von Aachen

 

Wir haben den Tag mit unseren neuen Freunden genossen, Frühstück mit Rheinblick und anschliessend legten wir eine Wellness-Etappe im Mediterana in Bergisch Gladbach ein. Eigentlich bin ich nach einem Thermenbesuch richtig schlapp und antriebslos, doch für heute Abend habe ich mir mit Ihnen einen gepflegten Besuch im Casino Aachen vorgenommen. Ausreichend Motivation für mich befindet sich auf meinem Permanenzzettel in der Jacketttasche.

Während der Fahrt schwebte ich in Gedanken, die Was-Wäre-Wenn-Phantasien kennt jeder und es entstehen die abenteuerlichsten Ideen. Bernd, Petra und Nils wollten schon immer mal Luxus-Urlaub machen, Dirk will sich ein grösseres Motorrad kaufen und seine Dagmar ist ebenfalls begeisterte Bikerin. Innerlich notiere ich die Wünsche meiner Freunde und schätze ab: Banyan Tree an der Anse Intendance mit Abstechern nach Praslin und La Digue für zwei Personen rund 30.000,- Euro. Die neue Suzuki GSX-R 1000 mit ein wenig Schnick-Schnack ebenfalls 15.000,- Euro. Mein Ziel steht fest! Wir kennen uns jetzt schon seit dreizehn Jahren und es wird Zeit, auch mal Dankeschön zu sagen.

Im Casino angekommen und die Ladys unserer Freunde hatten sich richtig chic gemacht schauten wir erst ein wenig beim Pokern zu. Als es uns zu langweilig wurde, erzählte ich von meinem ersten Casinobesuch überhaupt. Der war nämlich 1989 in Kassel und ich erinnere mich noch ganz genau. Der damalige Junior-Chef von mir ging damals regelmässig abends ins Casino und erzählte anderntags auf der Baustelle von seinen Gewinnen. Die unschlagbare Martingale war sein Geheimrezept und damals war ich echt unbeleckt in diesen Sachen.

Ich kaufte mir bei C&A ein dunkelrotes kariertes Sakko und eine Polyester-Krawatte. So ausgestattet ging es an einem Samstag mit meinem Chef auf die Wilhelmshöhe in die Spielbank Kassel. Ehrfurcht befiel mich und ich habe mich wie ein kleines Licht gefühlt. Damals verfolgte ich noch keine Permanenzen und nach dreimal Rot setzten wir Minimum auf Schwarz. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich meinen ersten Einsatz tätigte und ich verlor. Also setzte ich noch mal doppelt auf Schwarz und gewann schliesslich. Ich gewann damals 50,- DM und ich konnte dem Roulettespiel gar nichts abgewinnen. Was ich damals nicht wusste, bis zu meinem nächsten Spielbankbesuch sollten 7 Jahre vergehen.

Wir lachen herzlich, als ich meinen Freunden das Prinzip der Martingale erkläre. Ich erhebe dennoch den Zeigefinger und warne vor diesem Spiel. Es kann lange gut gehen, aber auch sehr schnell schief. An der Kasse tausche ich 2.000,- Euro in 100er Jetons um und gebe jedem meiner Freunde 5 Jetons. Die erklären mich für verrückt, aber ich mache ihnen den Vorschlag, entweder selber die Jetons zu verspielen oder nach meinen Anweisungen zu setzen. Letzterer Vorschlag wird angenommen und ich ziehe mich ein wenig zurück. Wie ein Dirigent teile ich jedem Paar einen Spieltisch zu und beginne piano. Bernd bekommt die Anweisung, 200 auf das dritte Dutzend zu setzen und seine Petra soll auf die letzte Kolonne setzen, 36 und Treffer. Dirk und Dagmar setzen 200 Euro überschneidend auf die Transversalen Simple 10/15 und 13/18, es kommt die 14.

Gewinnen macht Spass, ich sehe es den Vieren an und überlege, sie nicht auch mal verlieren zu lassen. Zwischendurch behaupte ich, dass ich keine Idee habe, was zu setzen wäre. So habe ich Zeit, ihnen den Kessel und das Tableau näher zu erklären. Dirk und Bernd sind naturgemäss aufgeschlossener und verstehen sofort, was Kleine Serie, Zero-Spiel, Grosse Serie und die Orphelins bedeuten.

Den Mädels genügt es, über die Finale-Spiele Bescheid zu wissen. Mit diesen Erkenntnissen schicke ich sie nun als Einzelkämpfer an die Tische zurück und kann sie ganz konkrete Zahlen spielen lassen. Petra traut sich nicht so richtig, ganze 100er Jetons nur auf eine Zahl zu setzen. Ich kann sie verstehen, sie ist Krankenschwester und 100 Euro sind für sie viel Geld. Ich beruhige sie und sage, 1.000,- Euro darf sie auf jeden Fall behalten auch wenn sie verliert. Sie wird nicht verlieren, das weiss ich. Ich spiele mein Konzert, lasse Finale-Schnaps setzen, lasse Kleine Serie spielen und liebe den Doppelschlag.

Die Vier kommen aus dem Staunen nicht heraus. Nachdem jeder so um die 10.000,- Euro gewonnen hat, verkünde ich, dass jeder nur noch einmal setzen darf. Dirk ist der Erste und er soll bitte die 9 setzen. Aber die kam doch schon zweimal und überhaupt kam das erste Dutzend fünfmal hintereinander. Jetzt muss doch mal was anderes kommen?" Aber ich dulde keinen Widerspruch: Was habe ich vorhin erklärt? Du kannst nicht aus dem, was gekommen ist schliessen, was jetzt unmittelbar im Anschluss kommt oder was gar nicht kommt. Willst du gewinnen? und er setzt 400 auf die 9. Dirk gewinnt und ich bitte ihn um Entschuldigung, dass ich eben so harsch gewesen war. Der Gewinn ist genug Schmerzensgeld.

Jetzt schicke ich seine Petra an die Front mit dem Tipp, dass die 26 kommt. Petra denkt sicherheitsbewusst und setzt nicht nur die 26 sondern auch noch die beiden Nachbarn aus. Unnützer Einsatz, denke ich mir, halte mich jedoch zurück. Fasziniert schaut Dagmar in den Kessel und ich denke, Dirk ist schon ein Glückspilz, so eine attraktive Lady und die beiden werden einen tollen Urlaub auf den Seychellen haben. Rhrhrhrhrhr dreht die Kugel ihre Runden und Ines schaut wirklich skeptisch. Tock-Tocktocktocktock. Ich höre förmlich, wie widerwillig sich die Kugel in Richtung Zahlenkranz bewegt um es sich schliesslich schwerfällig in dem Fach mit der 26 bequem zu machen.

Anfängerhaft kann Dagmar ihre Freude nicht unterdrücken und nimmt deshalb auch allen Gewinn und den Einsatz vom Tisch. Ich frage sie: "Hast du nicht was vergessen?" und plötzlich fällt es ihr wieder ein. Sie geht zurück zum Tisch und will dem Croupier einen 500er Jeton in die Hand geben. Wie süss denke ich und der Croupier muss ihr höflich verständlich machen, dass sie das Trinkgeld bitte auf den Tisch legen soll. Ines ist richtig aufgeregt und es wird Zeit, unser Spiel zu beenden. Ich instruiere Dagmar, an Tisch 1 bitte die 20 zu spielen. "Warum?" fragt sie mich und es ist typisch, denn Dagmar will immer alles ganz genau wissen. Ich sage ihr: "Weil Dirk dich mit 20 Jahren kennengelernt hat!" und grinse sie an. "Was für ne bescheuerte Begründung" sagt sie und lacht ebenfalls. Der Croupier dreht an und ich ermahne sie mit Handzeichen, endlich zu setzen.

Gerade noch rechtzeitig vor der Absage platziert sie ihr Stück auf die 20. Ich glaube ja, sie hat mit Absicht so lange gewartet, um mich zu ärgern. Ich sehe es sportlich. Selbstverständlich gewinnt sie und erinnert sich noch rechtzeitig an Dagmar Fauxpas. Der Trinkgeldbehälter ist um ein weiteres Stück voller. Zurück an unserem Tisch müssen sich Sabine und Ines sofort über ihre eben gewonnenen Eindrücke austauschen.

Als Letzten schicke ich Bernd an einen der Tische. "Hast du gut aufgepasst?" frage ich ihn wie einen Lehrer. Genau diesen Vorwurf bekomme ich gerechterweise zurück. Selbstverständlich Herr Oberlehrer! und das sass.
Okay, machen wir es kurz, ich würde auf die 16 setzen. Ich weiss, mit Johannes muss ich nicht lange diskutieren. Er setzt die 16, der Croupier überprüft die Höhe der Einsätze und beginnt mit dem allseits bekannten Ritual. Er nimmt die Kugel aus dem Kessel, dreht in die entgegengesetzte Richtung und wirft in Höhe der vorher gekommenen Zahl ab. 16, Rot, Pair, Manque. Zwei Stücke aus 5 mit Nebennummern ZwoZwo. Ein Stück aus 33 mit Nebennummern ZwoZwo. Keine weiteren Annoncen!. Bernd kommt mit seinem Gewinn zu unserem Tisch zurück.

Da liegt er nun der Jeton stapel und ich lasse die Bombe platzen. "Weil ihr so erfolgreich gespielt habt, teilt ihr bitte den Gewinn untereinander auf". Ich sehe ihre Fassungslosigkeit, klar hatten sie mit einer kleinen Gewinnbeteiligung gerechnet. Aber nicht mit meiner Grosszügigkeit. "Soviel Geld! Das können wir nicht annehmen.Du bist verrückt", waren nur die harmloseren Reaktionen.

Nun beruhigt euch mal, ihr beide wollt doch schon so lange wie wir uns kennen chic Urlaub machen und Seychellen kosten nun mal. Und du Dirk schläfst doch schon mit dem Motorrad-Prospekt. Erfüllt euch eure Wünsche, Geld ist zum Ausgeben da und wenn ich das so richtig überblicke, bleibt sogar noch was für die Urlaubs- und Benzinkasse übrig. Ende der Diskussion entgegne ich, machen wir uns auf den Heimweg.Ich teile den Jetonstapel gleichmässig auf und wir verlassen den Spielsaal in Richtung Kasse. Ein schöner Abend und ich weiss, die vier werden eine schlaflose Nacht haben.

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6. Tag

Luigis Trauma

 

Es war ein tolles Wochenende im Rheinland, aber im eigenen Bett schläft es sich eben am besten. Nach dem Mittagessen geht es in Richtung Heimat und unterwegs denke ich mir, die Permanenzen aus Hohensyburg und aus Duisburg müssen doch nicht unnütz herumliegen. Gemütlich reihe ich mich in den obligatorischen Stau rund um Köln ein, auf der A1 geht es dann doch ein wenig flüssiger. An der Abfahrt 87 verlasse ich die A1 und scheuche meinen Wagen Audi durch die Kurven hoch zur Syburg.

Der Parkplatz vor dem Casino ist gut belegt und so muss also ein Stück gehen. Ich brauch die frische Luft, um mir eine Strategie für heute auszudenken. Allerdings fällt mir nichts Gescheites ein und ich bereite mich auf ein langweiliges Spiel vor. Ich betrete das Haus und bin erst mal völlig orientierungslos. Hier kannst du dich echt verlaufen, denk ich mir. Alles architektonische Absicht und mich überkommt ein Gefühl, dass das Haus mich zwar wohlwollend aufnimmt, aber nicht mehr loslassen will. So steige ich ein wenig beklommen die Treppen hoch in die oberste Etage zum klassischen Spiel. Ich lege meinen Ausweis vor und der Empfangsangestellte tippt meine Daten ein. Er schaut mich an, überprüft noch mal meinen Ausweis und sagt dann zu mir: "Sie waren aber schon lange nicht mehr unser Gast!" Ich sage: "Bei Ihnen war ich noch nie, aber erst gestern besuchte ich eines Ihrer Häuser." "Hm, hier steht, Sie waren 1992 in Aachen, wahrscheinlich kann ich Ihren Besuch von gestern noch nicht einsehen." erwidert der Angestellte. Ich frage mich, wie lange die bei Westspiel wohl meine Daten speichern und betrete den Spielsaal.

Ich muss sagen, es erschlägt mich und ich benötige eine ganze Weile, um mich zu orientieren. Wie ferngesteuert laufe ich von Tisch zu Tisch und prüfe die Zahlen. Auch hier stimmt alles mit meinem Zettel überein. Ich brauch einen Kaffee und so setze ich mich in eine Ecke. Hier habe ich Zeit, auf die Details zu achten und ich stelle fest, der einstige Glanz in dieser Spielstätte verliert sich langsam. Abgewetzte Polster, angeschlagenes Mobiliar und so langsam gewinne ich meine Sicherheit zurück.

Ich tausche 10.000,- Euro in 1.000er Stückgrösse ein und beginne mit einem langweiligen EC-Spiel. Ich setze die Chancenpaare Rot-Impair und Schwarz-Pair mit anschliessendem Paroli, wenn es sich laut meiner Permanenz anbietet. Ich muss auf die vielen Kameras achten und fülle zur Sicherheit ein Alibi-Permanenzkärtchen aus. So spiele ich unauffällig, aber eben auch langweilig.

Schnell habe ich mich auf 30.000 hochkatapultiert und lasse mir regelmässig 5.000,- Euro zurückwechseln. Für einen EC-Spieler ist es nicht ungewöhnlich, mit hohen Einsätzen zu spielen. Trotzdem habe ich das Gefühl, irgendwie satt zu sein. Nur Gewinnen ohne Anstrengung ist eben auf Dauer echt langweilig. Ich schaue mir die übrigen Spieler an, vorwiegend älteres Publikum und ich schaue bewusst, ob ich nicht einen Kesselgucker bei der Arbeit erspähe.

Die Chance ist am Sonntag jedoch eher gering. Da waren sie, die üblichen Verdächtigen, die Zwei-Dutzend-Spieler, die Finale-Spieler, die Pflasterer und die EC-Spieler. Das Einzige, worin sie sich unterscheiden, ist die Höhe ihrer Einsätze.

Spieler sind irgendwie kranke Gestalten. Ich zähle mich selbst nicht dazu und beschliesse, meine Spielerkarriere nach meiner Gewinnerwoche so zu nutzen, dass ich spielsüchtige Menschen besser aufklären will. Weil sich meine Kontaktfreudigkeit im Spielermilieu heute innerhalb engerer Grenzen bewegt, suche ich mir einen Croupier, bei dem ich den Eindruck habe dass er sich freut wenn die Spieler oft und viel verlieren. Bald darauf ist der passende Kandidat auserkoren.

In Gedanken nenne ich ihn Luigi, mit seinen schwarzen, nach hinten gegelten Haaren macht es ihm offensichtlich einen Heidenspass, seine Gäste verlieren zu sehen und animiert sie sogar zu noch höheren Einsätzen. Fast spöttisch klingen seine Ansagen: "Nichts aus den Annoncen!" Ich suche Augenkontakt und schliesse mit ihm eine Wette: "Ich glaube nicht, dass Sie in den nächsten zehn Spielen die Grosse Serie treffen!" "Bitte das Spiel zu machen!" flötet er zurück, aber ich sehe ihm an: "Wette angenommen".

Na dann mal los, a 300 auf die Kleine Serie" mache ich meine Ansage und lege zwei Jetons entsprechender Stückgrösse hin. "300 a Kleine Serie, sechs Stücke, Zweihundert zurück" und der Croupier beginnt zu drehen. Ich weiss, es kommt die "6", eine wirklich undankbare Zahl für die Kleine-Serie-Spieler und so ergänze ich die "6" mit den beiden zurückgegebenen 100er Jetons.

Dein wenn auch innerlich höhnisches Grinsen wird dir noch vergehen" denke ich beim Lauf der Kugel. "Sechs, Schwarz, Pair, Manque. Nichts aus der Kleinen Serie "verkündet der Croupier und zieht genüsslich meinen Einsatz auf der Kleinen Serie ein. Ich lass mich bezahlen und annonciere gleich mal nach: "a 400 bitte auf die und lege zwei 100er Jetons zusätzlich auf den Tisch: "Wenn Sie die Grosse Serie treffen, verdoppele ich die 200 und gebe 400 als Trinkgeld in den Tronc!

So langsam läuft mein Croupier heiss. Es kommt noch dreimal hintereinander die Kleinen Serie, ich gebe kein Trinkgeld und erhöhe jedes Mal den Stapel mit den Jetons, die es als Belohnung für die getroffene Grosse Serie. Mittlerweile liegen da 1.500 Euro Belohnung und Luigi ist sichtlich bemüht, die Grosse Serie zu treffen. Mal wirft er rechtsherum genau unter der Zero ab, mal genau unter der 5. Nie will es ihm gelingen, die Grosse Serie zu treffen.

Mein eigentliches Spiel gerät zunehmend in den Hintergrund, Luigi zahlt mich zwar aus, aber mit gierigem Blick auf den Belohnungsstapel wird sein Spiel immer fahriger. Wie muss sich wohl ein Croupier fühlen, der gegen einen Spieler um Trinkgeld dreht? Wohl genau wie ein Spieler, der beim nächsten Coup unbedingt gewinnen muss. Verwirrt schaut Luigi drein, als er die "9" trifft. "Das war aber knapp!" sage ich und ziehe meinen Gewinn auf Orphelin a Plein ein, nicht ohne jedoch den Belohnungsjetonstapel um weitere 400 zu erhöhen.

Der Saalchef blickt missmutig drein, zu Beginn zieht sein Croupier die Spieler ab und nun will es ihm nicht gelingen, die Grosse Serie zu treffen? Luigi verkrampft immer mehr, einerseits gönnt er mir wohl meine Gewinne nicht, andererseits sieht er sein eigenes Unvermögen, die Grosse Serie stets zu verfehlen. "Du wirst in deiner Pause nichts zu erzählen haben!" denke ich mir und mein abschliessender Satz ist, dass ich den Belohnungsjetonstapel auf Rot setze: "Der Einsatz spielt für Sie!" war meine begleitende Bemerkung, "Jetzt müssen Sie nur eine der 18 roten Zahlen treffen, bei der Grossen Serie haben Sie ja kläglich versagt, vielleicht klappt es diesmal!" "Bitte das Spiel zu machen!" und kurz darauf "Nichts geht mehr!" Ich weiss, was kommt "26", Schwarz, Pair, Passe. Ein Stück aus dem Zerospiel a Plein. Keine weitern Annoncen" und Luigi muss mit schweissnassen Händen den gesamten Stapel der Masse zuführen. Einen schönen Tag." wünsche ich noch und mache mich auf den Weg zur Kasse.

So hatte ich doch noch ein interessantes Spiel und verliess die Hohensyburg mit 78.000,- Euro Gewinn. Unterwegs habe ich noch mehrfach herzlich gelacht, denn Luigis Gesichtsausdruck bei meinem letzten Spiel mit ihm war unbeschreiblich. Auch wenn ein Croupier selbst kein Spieler ist, Luigi war sichtlich froh, dass es vorbei war. Ein ähnliches Gefühl wie bei einem Spieler, der sich erst dann richtig befreit fühlt, wenn der letzte Euro des Spielkapitals verloren wurde

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7. Tag

 

Bad Harzburger Festspieltage

 

Bad Harzburg - dieses kleine verträumte Städtchen am Rande des Harzes soll Schauplatz meines nächsten Auftrittes werden, denn mit dem einen Croupier habe ich noch eine Rechnung offen. Ich verzeihe ja viel, aber ich vergesse nichts.

Vor einiger Zeit spielte ich dort am Rande einer Pokerveranstaltung BlackJack. Streng nach Basisstrategie versenkte ich dort einiges an Spielkapital. Bei jeder 16 zog ich noch eine Karte gegen eine 10 bei der Bank und überkaufte mich sehr häufig. Der Croupier versuchte, mich zu überreden, in einer solchen Situation keine Karte mehr zu ziehen, aber ich hielt an der Basisstrategie fest. Irgendwann begann mein Croupier mitzuzählen. "1 zu 0" für mich. Bei 18 zu 3 für die Bank hatte ich mein Spiel an diesem Abend beendet. Aber heute gibt es Revanche und das nicht zu knapp. 

Nachdem ich unserem Junior eine Gute Nacht Geschichte vorgelesen habe und die Rommee Tanten meiner Frau eigetroffen sind, bereite ich mich auf meinen Auftritt in Bad Harzburg vor. Mittlerweile verschlüssele ich meine Permanenzzettel entsprechend, so dass ein Aussenstehender nicht unmittelbar erkennen kann, was für einen Schatz ich da in meiner Hand halte. Ich gehe zu meinem Audi, werfe mein Sakko auf die Rücksitzbank und denke kurz an meinen besten Freund Norbert. 

Ihn kenne ich schon seit 1980 und ich weiss, er hat so einiges an Schulden. Wegen seiner Privatinsolvenz ist er eigentlich finanziell gar nicht in der Lage ein Casino zu besuchen. Ich rufe ihn an und er sagt sofort zu mitzukommen. Keine Ahnung wie der Typ das macht, aber irgendwie hat er immer ein wenig Geld in der Tasche. Ich denke nur: "Hoffentlich hast du nicht die Haushaltskasse geplündert" und wir beide rauschen in Richtung Bad Harzburg. Norbert ist ein Zocker der übelsten Art und weil ich ihn wegen seiner unkontrollierten Spielweise und Gier zu oft kritisiere, gehen wir seit einigen Jahren kaum noch gemeinsam zum Spiel. Wir hatten kaum in der Spielbank eingecheckt, stürzte er sich an den ersten Tisch. Er wechselt 150 Euro in 5er Jetons ein und setzt wild auf Carre. Ich brauch eine kühle Cola und begebe mich erst mal zur Bar.

Nach einer viertel Stunde kommt Norbert zu mir und triumphiert, er hätte schon 100 Euro gewonnen. Ich gratuliere ihm und bestelle ebenfalls ein Cola für ihn. Etwas abseits frage ich ihn, ob er schon einmal was von Wurfweiten, Wurfweitenwiederholungen oder Wurfweitenwanderungen gehörtt habe. Neugierig saugt er meine Bemerkungen auf und wir beschliessen, ein kleines Sektorenspielchen auf Plein zu wagen. An der Kasse wechsele ich 500,- Euro ein und mit Stückgrösse a Louis lasse ich Norbert nach meinen Anweisungen setzen.

Mein Croupier war noch nicht zu sehen, Namen kann ich mir schlecht merken, aber Gesichter umso besser. Wir liegen gut vorne und Norbert wundert sich über meinen scheinbar mühelosen Erfolg. Obwohl mein Spiel nun völlig nicht meinen sonstigen Gewohnheiten entsprach, verhielt er sich sehr ruhig und fragte auch nicht nach. Mittlerweile hat auch er sich hochkapitalisiert, weil er mit eigenem Geld mitgesetzt hat. Ich ermahne ihn, 1.000 Euro in richtiges Geld zurück zu wechseln und er soll nur mit dem Rest weiterspielen. Erst der Hinweis auf seine kleine Familie lässt ihn dann doch noch meinen Rat befolgen.

Gegen 21 Uhr beginnt auch mein spezieller Freund seine Schicht und es wird Zeit für mich, endlich selber zu setzen. Mit einem freundlichen "Guten Abend" begebe ich mich an den Tisch und lasse mir markierte Jetons mit Stückwert 50 geben. "Mal schauen, ob ich heute ausgleichen kann, denn ich liege ja 18 zu 3 hinten! Verständnislos schaut mich mein Freund an und ich kläre ihn auf. Endlich erinnert er sich und meinte: "Vielleicht bringt dem Herrn das Roulette heute mehr Glück." Mit einem wehmütigen Blick auf den Kessel sage ich: "Ich hab schon mit der Lady Kontakt aufgenommen und sie hat mir eine heisse Nacht versprochen! Die anderen Gäste am Tisch müssen lachen und die Atmosphäre lockert ein wenig auf.

Ich setze die "20" und ihre beiden Nebennummern und ermahne meinen Kessel, sehr nett zu mir zu sein. Der Croupier dreht an, wirft in die entgegengesetzte Richtung ab und macht seine obligatorischen Ansagen. "1, Rot, Impair, Manque. Nichts aus Orphelins!" lautet die von mir erwartete Ansage. Mein Croupier zahlt mich aus und ich sage: "Ein Stück für Sie und nur noch 18 zu 4 für die Bank."

Jetzt belege ich das Zerospiel mit Maximum, denn es kommt die "26". In solchen Fällen spiele ich gerne das Zerospiel, sichert es mir doch einen vollen Pleingewinn. Mein Croupier dreht ab und ich gewinne erneut. "18 zu 5 für die Bank." und einige Spieler begreifen so langsam, dass ich im Wettstreit mit dem Croupier stehe. Ich wechsele meine Spielweise und setze hoch auf Transversale Plein, mal auf Carre, mal auf Cheval und gewinne.

Mein Freund Norbert fragt nach, ob er mitsetzen darf. Ich habe nichts dagegen und frage spasseshalber den Croupier: "Wenn mein Freund mitsetzt und gewinnt, hole ich dann zwei Punkte gegenüber der Bank auf?" "Bitte das Spiel zu machen!" erwidert lakonisch der Croupier. Hey ich nehme es doch auch nicht persönlich, als Sie mich damals am BlackJack-Tisch ausgezählt haben." war meine Antwort. Norbert und ich hatten unseren Spass und schliesslich beendet der Croupier seine Schicht.

Nach dem Spiel Handwechsel!

Manchmal sind diese Roulettespräche sprachlich nur daneben. Als ob wirklich nur die Hand wechselt und nicht der ganze Croupier. Ich frage meinen Croupier, ob er heute noch mal eine Schicht hat. Schliesslich hätte er ja das Hinspiel gewonnen und ich das Rückspiel. Er meinte nun: "Mein Herr, wir sind zwar punktgleich, aber Sie haben eine bessere Tordifferenz. Endlich sieht auch er es sportlich. Der Witz des Abends gehört mir. Norbert und ich gehen zur Bar und bestellen ein Abschiedsgetränk. Der Abend hat sich für uns beide gelohnt und ich stelle fest, alleine spielen und gewinnen macht eben auch nur halb so viel Spass

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